Nach dem nuklearen Inferno im japanischen Fukushima im März 2011 mit 25000 Toten, unzähligen Strahlenopfern und Obdachlosen ist die öffentliche Diskussion über Vorsorgemaßnahmen1 hinsichtlich möglicher nuklearer Katastrophen in französischen Atomkraftwerken intensiviert worden.
Vor dem Hintergrund der zentralen Aussage des Präsidenten der Autorité française de Sûreté Nucléaire (ASN) : «On ne peut garantir qu'il n'y aura jamais d'accident grave en France» wurde die Dramatik der japanischen Situation erörtert.
Es sei dafür Sorge getragen2 worden, dass die Reparaturmaßnahmen im havarierten Atomkraftwerk nicht zu einem Himmelsfahrtskommando (Operations suicide) für die beteiligen Arbeitskräfte würden, so wird er in Le Monde vom 31. 3. 2011, p. 6 zitiert.
Und weiter:
Sie dürften nur jeweils 20 Minuten eingesetzt werden. Darüber hinaus müsse die Bevölkerung in einem Umkreis von 20 km evakuiert sowie gewarnt werden, dass auch jenseits einer Zone von 30 km radioaktive Verseuchung3 regional auftreten könne. Diese Regionen seien unter Umständen erst nach Jahrzehnten wieder zugänglich.
Die ASN in Frankreich reflektiere seit 2005 postnukleare Unfallsituationen mit einem Direktorium von 100 Personen, die die japanische Situation intensiv studiert hätten. Daneben habe die Europäische Kommission sogenannte Stresstests für Atomkraftwerke und der damalige Premierminister Fillon Sicherheitsüberprüfungen für französische Nuklearanlagen angeordnet. Sie würden überprüft im Hinblick auf die Auswirkungen von Erdbeben, Überschwemmungen, Strom- und Kühlungsausfall, die Wirksamkeit von Notfallmaßnahmen sowie das Zusammentreffen4 all dieser Schwierigkeiten.
Letztendlich sei in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen5, dass es zwischen dem staatlichen Atomkraftwerksbetreiber EDF und dem Institut de radioprotection et de sûreté nucléaire (IRSN) Konflikte gäbe wie schon im Jahre 2003 und dass dabei vor allem die ASN zugunsten der EDF entscheiden würde.
Präsident Lacoste von der ASN wird 2011 mit der Aussage zitiert, dass in der Tat das Zusammentreffen mehrerer Katastrophenszenarien wie Erdbeben und Überschwemmungen (u.a. Bruch von Staudämmen) nicht in Betracht gezogen6 worden sei. Hier kämen neue Problemstellungen auf die ASN zu.
Neu zu diesen Risiken ist auch die Bedrohung durch Drohnenangriffe seit gut einem Jahr hinzugekommen. Hier gilt es sicherlich in den kommenden Jahren besondere Vorkehrungsmaßnahmen zu treffen.
Text: Paul Leuck, Februar 2015
1 | Vorsorgemaßnahmen (f., pl.) | mesures de prévention |
2 | Sorge tragen für | prévenir qc. |
3 | radioaktive Verseuchung | contamination radioactive |
4 | Zusammentreffen (n.) | coincidence |
5 | hinweisen auf | renvoyer à |
6 | in Betracht ziehen | prendre en considération |
Stellen Sie den Maßnahmekatalog der französischen Regierung nach der Fukushima- Katastrophe zusammen und vergleichen Sie ihn mit der deutschen Reaktion.
(Préventions des accidents nucléaire en AllemagneJodpillen für alle unter 18)
Kommentieren Sie die Reaktionen in Deutschland und Frankreich unter Berücksichtigung neuester Veröffentlichungen des IRSN (www.IRSN.fr)